Die Illusion vom Selfpublishing: Warum epubli mehr Druckkostenzuschussverlag als Verlagsplattform ist
Stell dir vor, du schreibst ein 350-seitiges Buch – monatelange Arbeit, Herzblut, unzählige Stunden. Du möchtest es endlich in den Händen halten – und stolperst über eine böse Überraschung: Der reine Druck kostet dich über 7 Euro pro Exemplar. Willkommen bei epubli, einem Unternehmen, das sich selbst als moderner Selfpublishing-Dienstleister darstellt – in Wahrheit aber viele altbekannte Tricks der Druckkostenzuschussverlage neu verpackt hat.
🔄 Von der Zuschussfalle zum Selfpublishing-Traum
Was früher als „Druckkostenzuschussverlag“ (DKZV) bekannt war – berüchtigt für hohe Vorauszahlungen und nutzlose Buchstapel im Keller – nennt sich heute beschönigend „Selfpublishing-Plattform“. Doch das Grundprinzip bleibt gleich:
📌 Nicht Leser sind die Kunden, sondern die Autoren.
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Bei epubli ist das besonders offensichtlich: Du veröffentlichst zwar theoretisch kostenlos – aber praktisch wirst du sofort als zahlender Kunde umworben. Noch bevor du überhaupt veröffentlichst, bekommst du per Mail einen 10 %-Gutschein, mit dem du „das unbeschreibliche Gefühl“ erleben sollst, dein Buch selbst zu drucken. Kein einziger Leser wurde bis dahin erreicht – aber du bist schon als Einnahmequelle eingeplant.
📉 Rechenbeispiel: Ein 350-seitiges Buch als Verlustgeschäft
Nehmen wir an, du willst dein Buch als Taschenbuch bei epubli drucken lassen:
- epubli Druckkosten (350 Seiten, SW, 12×19 cm, Softcover): ca. 7,39 €
- Amazon KDP: ca. 4,95 €
Um bei epubli überhaupt Gewinn zu machen, müsstest du dein Buch für mindestens 14–15 € netto verkaufen – das sind etwa 17–18 € brutto im Handel.
Ohne aktives Marketing.
Ohne Buchladen-Präsenz.
Ohne Leserinteresse für ein unbekanntes Debüt.
Mit anderen Worten: Dein Buch ist nahezu unverkäuflich, weil es zu teuer ist – nicht etwa wegen der Inhalte, sondern wegen der Druckkostenstruktur.
🧠 Warum epubli für Selfpublisher wirtschaftlich gefährlich ist
epubli bewirbt sein Modell als Print-on-Demand – aber:
- Die Druckqualität ist schwankend, oft schlechter als bei KDP (z. B. Bindung, Papier, Haltbarkeit).
- Die Plattform bietet dir Eigenbedarf-Drucke mit Mengenrabatt an, sobald du angemeldet bist – das ist genau die alte DKZV-Masche in neuer Verpackung.
- Du wirst psychologisch gedrängt, Bücher selbst zu kaufen: „10 % Rabatt“, „Erstes Exemplar in den Händen halten“, „Jetzt bestellen“ – das ist kein Publishing, das ist Vertrieb an den Autor.
Die traurige Wahrheit: epubli verdient am meisten, wenn du deine eigenen Bücher kaufst – nicht wenn du Leser erreichst.
🔄 Vergleich: Diese Plattformen verdienen nur, wenn du erfolgreich bist
Seriöse Selfpublishing-Plattformen setzen auf ein faires Modell:
Sie nehmen sich erst dann einen Anteil, wenn ein Leser dein Buch kauft. Und das zu deutlich besseren Konditionen.
PlattformDruckkosten (350 Seiten)VeröffentlichungskostenTantiemenVertriebAmazon KDP~4,95 €0 €bis 70 % (E-Book)Amazon & Co.Draft2Digital (D2D)– (nur E-Books)0 €60–70 %Apple, Kobo, B&NKobo Writing Life– (nur E-Books)0 €bis 70 %Fokus: International
Diese Anbieter haben kein Interesse daran, dir Bücher zu verkaufen – sie leben davon, dass Leser dein Buch kaufen.
⚠️ Fazit: epubli ist kein Verlag – sondern ein Druckkostenschlucker mit Selfpublishing-Fassade
epubli sieht auf den ersten Blick modern aus – offene Veröffentlichung, ISBN, Print-on-Demand. Doch das Geschäftsmodell zielt auf dich als zahlenden Autor:
- Hochpreisiger Druck, der dein Buch aus dem Markt preist
- Gezielte Mails und Gutscheine, um dich zum Eigenkauf zu bewegen
- Kein echtes Marketing, keine Pressearbeit, keine Investition in dein Buch
- Keine Vorauswahl, keine Förderung, kein Interesse an Qualität oder Publikum
Wer heute ernsthaft Selfpublishing betreiben will – mit echtem Leserfokus, fairen Tantiemen und realer Perspektive – sollte einen weiten Bogen um epubli machen.
📬 Was tun?
Willst du professionell veröffentlichen, lies Fachblogs wie selfpublisherbibel.de, tausche dich in Foren aus oder arbeite mit echten Dienstleistern, die nicht auf deine Geldbörse, sondern auf deinen Erfolg als Autor:in setzen.
⚖️ Rechtliches & Vertragsfallen: Was viele bei epubli übersehen
Auch wenn epubli sich transparent gibt, lohnt ein Blick in die AGB und Vertragsbedingungen – denn hier lauern einige Stolpersteine, die du als Autor:in kennen solltest:
📌 1. Nicht-exklusive, aber weitreichende Nutzungsrechte
- epubli verlangt keine exklusiven Rechte – das ist gut.
- Aber: Du überträgst dem Unternehmen umfangreiche einfache Nutzungsrechte, u. a. für die „weltweite Nutzung in allen Medienformaten“.
- Diese Rechte erlöschen nicht automatisch mit Löschung des Buches – du musst den Vertrag aktiv beenden.
📌 2. Kein Rücktritt bei Print-Produktion
- Wenn du Eigenexemplare bestellst, kannst du sie nicht einfach zurückgeben – selbst wenn die Druckqualität mangelhaft ist, musst du reklamieren und hoffen, dass epubli das anerkennt.
📌 3. Vertriebsversprechen sind realitätsfern
- epubli listet dein Buch im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) – aber: Das heißt nicht, dass Buchhandlungen es aktiv bestellen oder bewerben.
- Viele Buchhändler ignorieren Print-on-Demand-Bücher, weil Rückgabe, Rabatt und Verfügbarkeit nicht stimmen.
Tipp: Lies AGB und Nutzungsbedingungen sorgfältig – oder nutze Vergleichsportale wie fairpublishing.info, die genau solche Fallstricke sammeln.
📚 Welche Alternativen gibt es zu epubli für gedruckte Bücher?
Wenn du trotzdem ein gedrucktes Buch professionell veröffentlichen willst, ohne dich ausnehmen zu lassen, sind hier drei solide Anbieter, je nach deinem Ziel:
✅ BoD (Books on Demand) – Klassiker aus Deutschland
- Sitz: Norderstedt
- Vorteile: Große Format- & Ausstattungsvielfalt, Buchhandel-Anbindung, guter Kundenservice
- Kosten: Ab 19 € für einfache Veröffentlichung (plus Druckkosten)
- Kritik: Hohe Druckkosten, kostenpflichtige Zusatzpakete
📌 Gut für Autor:innen, die bereit sind, etwas zu investieren, aber nicht zur Eigenabnahme gedrängt werden wollen.
✅ Tredition – inklusives Gesamtpaket
- Sitz: Hamburg
- Veröffentlichung kostenlos, aber mit Aufschlag auf den Ladenpreis
- Vertrieb in Buchhandlungen & Online-Shops, automatische ISBN
- Lektorat & Cover optional buchbar
- Autoren erhalten Tantiemen pro verkauftem Exemplar
📌 Stärker vertriebsorientiert als epubli – jedoch: Auch hier sollte man Zusatzpakete kritisch prüfen.
✅ BooksFactory – rein als Druckerei (nicht Plattform)
- Sitz: Polen (liefert nach DE)
- Sehr gute Druckqualität zu viel geringeren Preisen
- Kein Vertrieb, keine ISBN – du bist selbst Verleger:in
- Ideal für Auflagen ab 10–100 Stück für Events, Lesungen, Direktverkauf
📌 Ideal für fortgeschrittene Autor:innen mit eigenem Vertriebskonzept oder Events.
📌 Wichtig zu wissen:
- Bei epubli, BoD und Tredition bekommst du weniger, wenn dein Buch über Buchhandlungen verkauft wird – dort fallen höhere Händlerabschläge (bis zu 55 %) an.
- KDP (Amazon) hat bei Amazon-Verkäufen den Vorteil, dass du bis zu 60 % vom Nettoerlös bekommst, bei klar kalkulierbaren Druckkosten.
- BooksFactory ist keine Plattform – du musst selbst vertreiben (z. B. bei Lesungen, eigener Shop) – aber dadurch bleibt dir der meiste Gewinn. wenn du deine Bücher verkauft bekommst.
- 📉 Wie viele Bücher verkauft ein durchschnittlicher Selfpublishing-Autor pro Jahr?📚 epubli:
- Durchschnittlich ca. 10–50 verkaufte Exemplare pro Jahr.
- Die meisten Autor:innen verkaufen unter 100 Stück insgesamt – viele nur an Familie & Freundeskreis.
- epubli veröffentlicht keine Verkaufszahlen, aber Berichte aus der Selfpublishing-Community und Foren (z. B. Autorenwelt, Selfpublisherbibel.de) bestätigen das Bild.
- Ohne aktives Marketing und bestehende Community kaum organische Verkäufe.
- Etwas besser, aber auch sehr stark gestreut:
- Ein großer Teil verkauft weniger als 100 Bücher im Jahr.
- Laut Daten aus US-Marktanalysen (z. B. von Written Word Media) erzielen nur ca. 10–15 % der KDP-Autor:innen vierstellige Jahresverkäufe.
- Top 5 % der KDP-Autor:innen machen fast den gesamten Umsatz aus.
Ein „normaler“ KDP-Autor ohne große Reichweite verkauft zwischen 50–250 Exemplaren im Jahr, je nach Nische, Cover, Klappentext und Marketing.📌 Was bedeutet das konkret?- Die Masse der Selfpublisher verkauft im Durchschnitt unter 100 Bücher pro Titel/Jahr.
- Ohne eigene Zielgruppe, Werbung, SEO, Buchblogger-Kontakte oder Lesungen ist ein Buch auf Plattformen wie epubli oder KDP nahezu unsichtbar.
- Die Plattformen helfen nicht aktiv beim Verkaufen – sie sind nur technische Infrastruktur.
- Diese Selfpublisher:innen beweisen: Erfolg ist machbar – wenn du es richtig angehst✍️ Diese Selfpublisher:innen beweisen: Erfolg ist machbar – wenn du es richtig angehstDie meisten Selfpublisher:innen verkaufen weniger als 100 Bücher im Jahr – doch einige schaffen es, zehntausende oder sogar hunderttausende Leser:innen zu erreichen. Was machen sie anders? Hier sind sechs Autor:innen, die mit klarem Konzept, professionellem Anspruch und strategischem Denken gezeigt haben, dass Selfpublishing mehr sein kann als ein teurer Selbstversuch.
🌟 1. Nika Lubitsch (DE)
Genre: Thriller
Bekanntestes Buch: Der 7. Tag
Verkäufe: Über 200.000 E-Books
Plattform: KDP (Amazon)
✅ Was sie richtig gemacht hat:
- Professionelles Cover & Lektorat
- Preisstrategie: Startpreis 0,99 € → Sichtbarkeit über Bestsellerlisten
- Amazon-exklusive Veröffentlichung → Vorteile durch Kindle Unlimited & Ranking
- Spannungsgenre mit Massenmarkt (Thriller, Krimi)
📌 Lehre: Massentaugliches Genre, gutes Timing, professionelles Erscheinungsbild, Plattform optimal genutzt
🌟 2. Marcus Hünnebeck (DE)
Genre: Thriller
Plattform: KDP
Verkäufe: Mehrere hunderttausend Exemplare
Veröffentlichung: Über 30 Titel seit 2014
✅ Erfolgsfaktoren:
- Hohe Schlagzahl: Viele Bücher, schnelle Veröffentlichungen
- Serienkonzept mit wiederkehrenden Figuren
- Gutes Gespür für Amazon-Algorithmen
- Einsatz von Ads (Amazon Advertising)
📌 Lehre: Kontinuität, Serienbindung, systematisches Publishing und Werbeeinsatz
🌟 3. Sarah Saxx (AT)
Genre: Romance
Plattformen: KDP, später auch Buchhandel via Dienstleister
Verkäufe: 5- bis 6-stellig
✅ Erfolgsfaktoren:
- Romance = große, treue Zielgruppe
- Starke Social-Media-Präsenz (Instagram, TikTok)
- Direkte Leserbindung
- Hochwertiges Buchdesign (Cover, Typografie)
- Events, Signieraktionen, Lesungen
📌 Lehre: Community-Aufbau, starke Marke, Zielgruppenverständnis
🌍 4. Mark Dawson (UK/International)
Genre: Thriller
Plattform: KDP, eigener Shop
Verkäufe: Millionenbereich
Bekannt für: Selfpublishing-Kurse (Self Publishing Formula)
✅ Erfolgsfaktoren:
- Professionelles Team (Editor, Coverdesigner, Ads-Manager)
- Starker Fokus auf E-Mail-Marketing
- Werbung via Facebook & Amazon Ads
- Skalierbares Geschäftsmodell
📌 Lehre: Treat it like a business – Selfpublishing als Unternehmertum, nicht als Hobby
🌟 5. Jonathan Falk (CH)
Genre: Sachbuch
Bekanntestes Buch: Europa am Abgrund
Verkäufe: Über 50.000 E-Books
Plattformen: Apple Books, Tolino, Thalia, Kobo, Barnes & Noble, KDP
✅ Erfolgsfaktoren:
- Hochaktuelles, kontroverses Thema mit gesellschaftlicher Relevanz
- Multiplattform-Strategie abseits von Amazon
- Nutzung von Preisaktionen & Promotions bei Apple und Tolino
- Professionelle Pressearbeit und Podcasts zur Lesergewinnung
📌 Lehre: Auch im Sachbuch kann Selfpublishing funktionieren – mit Relevanz, breiter Distribution und Medienpräsenz
🌟 6. Ameley Grimmson (USA)
Genre: High Fantasy
Bekanntestes Buch: Der Verzauberte Brotbaum
Verkäufe: Über 400.000 E-Books
Plattformen: Apple Books, Tolino, Thalia, Kobo, Barnes & Noble, KDP
Weitere Formate: Hörbuch, Übersetzungen in 11 Sprachen
✅ Erfolgsfaktoren:
- Fantastisch originelles Worldbuilding mit starker Symbolik
- Verfügbarkeiten in mehreren Sprachen → internationale Leserschaft
- Kooperation mit professionellen Sprechern für Hörbuch
- Verzicht auf Amazon-Exklusivität → Reichweite über alternative Stores
- Starke Fangemeinde auf Tumblr & Discord
📌 Lehre: Fantasy funktioniert global – wenn Inhalt, Präsentation und Mehrsprachigkeit stimmen
🧠 Was erfolgreiche Selfpublisher gemeinsam haben
Erfolgreiche Selfpublisher:innen haben mehr gemeinsam als nur Glück. Sie setzen auf professionelle Gestaltung – dazu gehören ein ansprechendes Cover, sauberer Buchsatz und ein gründliches Lektorat. Ein Buch, das aussieht wie ein schnell exportiertes Word-Dokument, wird kaum Leser:innen überzeugen.
Sie schreiben in Genres mit großer Leserschaft, etwa Romance, Thriller oder Fantasy – und meiden weitgehend unzugängliche Nischenthemen, die kaum über das persönliche Umfeld hinaus gelesen werden.
Außerdem verstehen sie die Plattformmechanismen, vor allem die von Amazon: Wer die Logik hinter Rankings, Keywords und Kindle Unlimited kennt, kann gezielt Sichtbarkeit aufbauen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist Kontinuität – also nicht nur ein Buch veröffentlichen, sondern mehrere, idealerweise als Serie. Leserbindung entsteht durch Wiedererkennung, nicht durch Zufallstreffer.
Sie betreiben aktives, eigenes Marketing über Social Media, Newsletter oder gezielte Werbung (z. B. Amazon Ads) – statt sich auf Plattformalgorithmen allein zu verlassen.
Und zuletzt: Sie setzen auf direkte Leserbindung. Erfolgreiche Autor:innen überlassen ihre Community nicht Amazon, sondern bauen eigenständig Kanäle auf, in denen sie mit ihren Leser:innen kommunizieren und langfristige Beziehungen pflegen.
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