Birgit Kelle, geboren in Rumänien und heute in Deutschland lebend, hat sich in den letzten Jahren durch ihre umstrittenen Veröffentlichungen und öffentlichen Äußerungen einen Namen gemacht. Bekannt wurde sie zunächst als konservative Feministin, doch mit jeder weiteren Veröffentlichung entfernte sie sich mehr von einer sachlichen Debatte über traditionelle Familienwerte hin zu einer politischen Agenda, die stark von rechtspopulistischen und LGBTQ+-feindlichen Ansichten geprägt ist. Ein auffälliger Widerspruch dabei ist, dass Kelle selbst nicht einmal das von ihr propagierte Frauenbild lebt.
Kelle betont in ihren Schriften immer wieder die Wichtigkeit der Mutterrolle und das traditionelle Familienmodell, während sie gleichzeitig Frauen dazu ermutigt, sich vor allem auf die Familie und das häusliche Leben zu konzentrieren. Interessanterweise lebt sie selbst eine ganz andere Realität. Als erfolgreiche Autorin, Journalistin und politische Kommentatorin hat sie eine öffentliche Karriere aufgebaut, die weit über das hinausgeht, was sie in ihren Büchern als „richtigen“ Weg für Frauen darstellt. Diese berufliche und öffentliche Aktivität widerspricht dem Bild, das sie von Frauen als primär auf das Zuhause und die Familie konzentriert idealisiert.
Dieser Widerspruch wirft die Frage auf, inwieweit ihre Aussagen tatsächlich authentisch sind, oder ob sie eher eine politische und ideologische Agenda verfolgt, die Frauen in traditionelle Rollen drängen soll. Während Kelle in ihren Büchern wie „Dann mach doch die Bluse zu!“ (2013) und „Muttertier“ (2017) die traditionelle Rolle der Frau glorifiziert, lebt sie selbst ein freieres und selbstbestimmtes Leben, das von den Errungenschaften der feministischen Bewegung profitiert – einer Bewegung, die sie in ihren Schriften regelmäßig kritisiert. Im Vergleich zu progressiveren Autorinnen wie Margarete Stokowski oder Carolin Emcke, die für die Freiheit der Frauen in all ihren Facetten eintreten, wirkt Kelle heuchlerisch und unaufrichtig.
„Dann mach doch die Bluse zu!“ – Der Anfang einer fragwürdigen Reise
Birgit Kelles erstes Buch, „Dann mach doch die Bluse zu!“, erschien 2013 und war ihre erste größere Veröffentlichung. In diesem Buch setzt sie sich mit feministischen Themen auseinander und kritisiert insbesondere den heutigen Feminismus, den sie als zu radikal und männerfeindlich ansieht. Sie plädiert für ein traditionelleres Frauenbild, das sich auf die Rolle der Mutter und Hausfrau konzentriert, und stellt sich gegen die Emanzipation, wie sie in den letzten Jahrzehnten erkämpft wurde. Obwohl das Buch schon damals Kritik wegen seines konservativen Ansatzes erntete, hielt es sich noch innerhalb eines Rahmens, der eine ernsthafte Diskussion über die Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft zuließ.
„Gendergaga“ – Der Beginn der rechten Wende
Mit „Gendergaga“ (2015) nahm Kelles Abkehr von einem gemäßigten, konservativen Feminismus deutlicher Gestalt an. In diesem Buch kritisiert sie die zunehmende Akzeptanz von Genderdiversität und greift die Bemühungen an, die Rechte und Identitäten von trans- und nicht-binären Menschen zu stärken. Kelle verharmlost die Diskriminierung, der diese Menschen ausgesetzt sind, und stellt Genderfragen als eine Art „Wahn“ dar, der die Gesellschaft destabilisiere. Sie verspottet die Bemühungen um Gleichberechtigung und schafft es nicht, sich ernsthaft mit den realen Herausforderungen und Kämpfen auseinanderzusetzen, denen die LGBTQ+-Gemeinschaft gegenübersteht.
Im Vergleich zu einer Autorin wie Carolin Emcke, die in ihrem Buch „Gegen den Hass“ (2016) ein Plädoyer für Toleranz, Respekt und Vielfalt hält, wirkt Kelles Ansatz nicht nur rückwärtsgewandt, sondern zutiefst spaltend. Während Emcke sich für ein empathisches Miteinander und ein besseres Verständnis für verschiedene Lebensweisen ausspricht, nutzt Kelle Polemik, um Vorurteile zu schüren und Ängste zu verstärken. Diese Polarisierung zeigt, wie weit sich Kelle bereits nach rechts bewegt hatte – weg von einer kritischen, aber konstruktiven Diskussion hin zu einer gefährlichen Rhetorik, die Gräben in der Gesellschaft vertieft.
„Muttertier“ – Die Verteidigung eines überholten Rollenbildes
In ihrem nächsten Buch „Muttertier. Eine Ansage an die verlogene Gesellschaft“ (2017) treibt Kelle ihre Verteidigung des traditionellen Familienmodells weiter voran. Sie glorifiziert die Rolle der Mutter als Hüterin der Familie und wirft der modernen Gesellschaft vor, Frauen dazu zu zwingen, Karriere über die Familie zu stellen. Was in „Muttertier“ besonders auffällt, ist die implizite und manchmal auch explizite Ablehnung anderer Familienformen. Kelle ignoriert die Existenz von Regenbogenfamilien oder alleinstehenden Elternteilen und verfestigt das Bild, dass nur das heteronormative Modell einer Familie „richtig“ sei.
Hier zeigt sich erneut, wie Kelle sich von Autorinnen wie Margarete Stokowski unterscheidet, deren Buch „Untenrum frei“ (2016) für eine feministische Bewegung steht, die Offenheit, Selbstbestimmung und Vielfalt fördert. Stokowski spricht für alle Frauen – unabhängig von ihrer Sexualität, ihrer Familienkonstellation oder ihren Lebensentscheidungen – und fordert mehr Freiheit und Gleichberechtigung. Kelles „Muttertier“ hingegen erstickt jede Möglichkeit, andere Lebensmodelle als legitim oder wertvoll zu betrachten.
„Noch normal? Das lässt sich gendern!“ – Die Verhärtung der Fronten
Mit „Noch normal? Das lässt sich gendern!“ (2019) verschärfte Kelle ihre Positionen weiter. In diesem Buch erhebt sie erneut die Stimme gegen die wachsende Gender-Debatte, wobei ihre Kritik zunehmend ins Lächerliche abgleitet. Sie spricht von einer „Gender-Ideologie“, die ihrer Meinung nach die westliche Kultur unterwandert und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht. Kelle nutzt hier bewusst eine Sprache, die die Diskussion polarisiert, indem sie Ängste vor einer vermeintlichen „Umerziehung“ schürt.
Im Vergleich dazu zeigt eine Autorin wie Kübra Gümüşay in ihrem Buch „Sprache und Sein“ (2020), wie wichtig eine respektvolle und bewusste Sprache ist, um Menschen nicht auszuschließen, sondern ihnen Raum zur Selbstverwirklichung zu geben. Während Gümüşay für eine differenzierte und inklusive Sprache plädiert, um Vielfalt sichtbar zu machen, betreibt Kelle genau das Gegenteil: Sie versucht, die Realität der Gender-Vielfalt zu negieren und setzt dabei auf vereinfachende und reißerische Argumente, die keinerlei Verständnis für die Betroffenen zeigen.
Ein Weg in die Ausgrenzung
Birgit Kelles literarischer Weg ist ein trauriges Beispiel dafür, wie eine Autorin, die einst vielleicht als konservative Feministin begann, immer weiter nach rechts abdriftete und schließlich zu einer Sprachrohrin rechtspopulistischer und LGBTQ+-feindlicher Ideologien wurde. Ihre Bücher zeigen eine erschreckende Verhärtung ihrer Ansichten und bieten keinerlei Raum für Offenheit oder Vielfalt. Kelles Doppelmoral zeigt sich besonders darin, dass sie selbst ein Leben führt, das von den Freiheiten profitiert, die sie anderen Frauen in ihren Schriften abspricht. Statt einer konstruktiven Debatte bietet Kelle eine Plattform für Spaltung und Rückschritt.
Birgit Kelle selbst hat sich öffentlich nie offiziell der AfD angeschlossen oder direkt politisch in deren Umfeld engagiert, aber ihre Positionen und die Inhalte ihrer Bücher sowie öffentlichen Äußerungen haben ihr eine Nähe zu rechtspopulistischen Kreisen eingebracht. Viele ihrer Standpunkte überschneiden sich mit denen der AfD oder anderer rechter Gruppierungen, insbesondere ihre kritischen Ansichten gegenüber der Genderdebatte, der LGBTQ+-Bewegung und der liberalen Gesellschaftspolitik.
Nähe zu rechten Ideologien
In ihren Büchern wie „Gendergaga“ und „Noch normal? Das lässt sich gendern!“ vertritt Kelle Positionen, die sich stark mit den Thesen decken, die auch von der AfD und rechtspopulistischen Kreisen propagiert werden. Sie stellt die „Gender-Ideologie“ als Bedrohung für die traditionelle Familie dar und kritisiert vehement den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Akzeptanz für diverse Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen. Diese Art von Argumentation ist ein Kernthema der AfD, die in ihrer Programmatik immer wieder vor einer vermeintlichen „Zersetzung der Familie“ warnt und die Genderforschung als überflüssig und gefährlich darstellt.
Darüber hinaus wird Birgit Kelle häufig von rechten Medien und Plattformen gefeiert und zitiert. Sie tritt auf Veranstaltungen und in Publikationen auf, die eine rechtskonservative bis rechtspopulistische Zielgruppe ansprechen. Beispielsweise wurde sie mehrfach von der Zeitung Junge Freiheit interviewt, einer Wochenzeitung, die dem rechten Spektrum zugeordnet wird und sich häufig gegen „politische Korrektheit“ und progressive Gesellschaftspolitik ausspricht.
Auftritte in rechtskonservativen Medien und Veranstaltungen
Kelle ist regelmäßig Gast bei Talkshows und Veranstaltungen, die von rechtskonservativen oder rechtspopulistischen Medien organisiert werden. Besonders in rechtsgerichteten Foren und Diskussionsrunden wird sie gerne als Stimme gegen den „Mainstream-Feminismus“ und die „Gender-Ideologie“ eingeladen. Diese Plattformen überschneiden sich oft mit der Agenda der AfD, die ähnliche Diskurse in die politische und mediale Landschaft trägt. Ein Beispiel ist ihre Teilnahme an Veranstaltungen der Bibliothek des Konservatismus, einer Denkfabrik, die im rechten bis rechtskonservativen Spektrum angesiedelt ist und eng mit rechtspopulistischen Intellektuellen verbunden ist.
Auch ihre Zusammenarbeit mit der Demo für alle, einer Bewegung, die sich gegen die Einführung von Sexualaufklärung und Gender-Themen in Schulen ausspricht, weist in eine ähnliche Richtung. Diese Bewegung wird von vielen als homophob und rechtspopulistisch angesehen und erhielt Unterstützung von rechten Parteien und Gruppierungen, darunter auch von der AfD. Kelle wurde in diesem Umfeld ebenfalls als Rednerin eingeladen und setzt sich dort für ihre Ansichten zur traditionellen Familie und gegen die „Gender-Ideologie“ ein, was ihre Nähe zu rechten Ideologien weiter unterstreicht.
Keine direkte AfD-Mitgliedschaft, aber ideologische Überschneidungen
Obwohl Birgit Kelle offiziell keine Parteimitgliedschaft bei der AfD hat, sind ihre Standpunkte in vielen Bereichen deckungsgleich mit den Kernthesen der Partei. Sie propagiert eine strikte Verteidigung des traditionellen Familienmodells, spricht sich gegen die Liberalisierung von Geschlechterrollen aus und kritisiert vehement den Feminismus und die LGBTQ+-Bewegung. Diese Themen sind zentrale Elemente der politischen Agenda der AfD und werden oft genutzt, um konservative Wählergruppen anzusprechen.
Es gibt also keine direkten Beweise für eine formale Verbindung zur AfD oder eine Mitgliedschaft, doch die ideologischen Parallelen und ihre öffentlichen Auftritte in rechtskonservativen Kreisen lassen eine deutliche Nähe zu den Positionen der Partei erkennen. Dies zeigt sich besonders in den Themen, die Kelle wiederholt anspricht: die Ablehnung der Genderforschung, die Verteidigung traditioneller Geschlechterrollen und die Kritik an liberalen gesellschaftspolitischen Veränderungen, die auch von der AfD lautstark vertreten werden.
Fazit
Birgit Kelle lässt sich zwar keine formale Nähe zur AfD oder zu rechten Gruppierungen nachweisen, doch ihre Positionen und ihr Auftreten in rechtskonservativen Medien und bei Veranstaltungen legen nahe, dass sie sich ideologisch in eine Richtung bewegt hat, die stark mit den Werten und Zielen der AfD und ähnlicher Bewegungen übereinstimmt. Ihre Bücher und öffentlichen Auftritte sind Teil eines Diskurses, der oft von rechten Kreisen aufgegriffen und unterstützt wird. Auch wenn sie sich nicht explizit zur AfD bekennt, kann man aufgrund ihrer Ansichten und Auftritte durchaus eine inhaltliche Nähe zu rechten Ideologien feststellen.