Um die Auswirkungen der Formulierung «Pandemie der Ungeimpften» besser zu verstehen, ist es wichtig, den wissenschaftlichen Kontext zu beleuchten. Impfstoffe wurden als das zentrale Mittel zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie eingeführt. Ihre primäre Funktion bestand darin, schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle zu verhindern. Doch wie jede medizinische Intervention haben auch Impfstoffe Grenzen.
Impfstoff-Effektivität und Virusverbreitung
Die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna sowie die Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson zeigten in klinischen Studien hohe Wirksamkeit. Sie reduzierten das Risiko schwerer Erkrankungen und Hospitalisierungen signifikant. Dennoch war schnell klar, dass keine Impfung eine hundertprozentige Immunität bietet. Geimpfte Personen konnten sich infizieren und das Virus weitergeben, auch wenn das Risiko dafür im Vergleich zu Ungeimpften geringer war.
Das RKI dokumentierte frühzeitig, dass die Viruslast bei infizierten Geimpften in bestimmten Fällen vergleichbar mit der von Ungeimpften sein konnte. Dies bedeutete, dass die Weitergabe des Virus, insbesondere bei neuen Varianten wie Delta und Omikron, nicht ausgeschlossen werden konnte. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse standen im Widerspruch zur vereinfachten Darstellung der «Pandemie der Ungeimpften».
Immunflucht und neue Virusvarianten
Ein weiterer wichtiger Aspekt war das Phänomen der Immunflucht. Neue Virusvarianten konnten teilweise den durch die Impfung aufgebauten Immunschutz umgehen. Dies war ein dynamischer Prozess, bei dem sich das Virus ständig weiterentwickelte. Wissenschaftler beobachteten, dass Varianten wie Delta und später Omikron trotz hoher Impfquoten zu signifikanten Infektionswellen führten. Die politische Rhetorik hinkte dieser dynamischen Entwicklung hinterher, was zu Fehlinformationen und Missverständnissen in der Bevölkerung führte.